Die fünf Säulen der Kommunikation in der Musik: „Die Kunst der Balgführung“
Wie kommt das Gefühl in die Musik? (Teil 2)
Eine fünfteilige philosophische Betrachtung mit praktischen Übungen für das atmende Akkordeon von Carmen Hey (Akkordeonpoetin, Autorin & Creative Coach). — Musik ist internationale Kommunikation ohne Worte. Jeder kann sie verstehen. Die Sprache der Musik ist das Gefühl. Es erzeugt die Tiefe in den Melodien und bringt sie in entsprechende Schwingung. Die Ausdrucksweise des Interpreten ist vergleichbar mit der eines Erzählers, dessen Kunstfertigkeit darin besteht, Ohren und Herzen zu öffnen.
Teil 2
Das atmende Akkordeon
Ich gestalte!
Ton, Atmung, Pausen, Spannung, Artikulation
Woran liegt es, wenn Musik gut klingt?
Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, wie unterschiedlich ein und dasselbe Instrument klingen kann. Musik ist nicht gleich Musik. Interpret ist nicht gleich Interpret. Akkordeonklang ist nicht gleich Akkordeonklang. – Richtig? Wie kommt es, dass unser Ohr der Musik eines Musikers viel lieber lauscht als der eines anderen? Worin besteht der Unterschied und was ist das Geheimnis guten Klangs?
Ohren sind ein bemerkenswertes Sinnesorgan. Sie sind unsere Antennen. Fein und differenziert ist das Spektrum der Frequenzen, die wir wahrnehmen, aufnehmen und auch filtern können. Klangwellen umgeben unseren Kopf, dem Sitz unserer Hauptsinnesorgane, und gelangen von dort hinein in unser Innerstes. Töne und Geräusche wirbeln tanzend in unsere Gehörmuschel und lösen vielfältige Gefühle in uns aus.
„Dein Ton macht die Musik.“
Musik ist die Königswelle
Auf ihrem Klang surfen wir, wenn es unseren Ohren guttut. Tut es das nicht, liegt es an der ankommenden Frequenz oder am aufkommenden Wetter oder an zu flachen Wellen, zu starken Böen oder auch an zu lautem Getöse. Es schwingt einfach nicht mit uns, es klingt einfach nicht! Wir stranden schließlich, sind enttäuscht und warten auf die nächste Welle …
Aufschwung und Jubel dagegen empfinden wir, wenn wir im richtigen Flow, auf akustisch reizvollen Surfbrettern, auf einer perfekten Schallwelle mit einer perfekt passenden Frequenzstärke reiten, wenn die Musik uns bewegt, in uns atmet und der so erzeugte Klang sich schwingend entfaltet, sodass die Ohren sich weit öffnen und der Klang uns durchströmt– bis ins Herz hinein. Dort entsteht ein Gefühl von Harmonie, ein „Lächeln in den Ohrmuscheln“. Willkommen, guter Ton!
Wenn uns Frequenzen nicht behagen, schalten wir jedoch ganz schnell ab. Wir machen dicht, wenn Schwingungen unangenehm sind. Wir hören nicht hin, wenn Gehörtes flach, spröde oder ruppig ist. Unser feiner Hörsinn regelt für uns, ob wir uns hingeben oder abwenden. Jeder kennt das aus der alltäglichen Kommunikation mit Menschen,– wie sich Stimme, Tonfall, Musik und Worte verändern können.
Aus: Carmen Heys Workbook »Die Kunst der Balgführung«. Download hier als PDF.

Mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht in:
akkordeon magazin #81
Dezember 2021

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